Entwicklung studentischen Beschäftigung an der BHT

Beuth-Hochschule für Technik Berlin (BHT)

Die Beuth-Hochschule für Technik Berlin (BHT) ist mit über 12.000 Studierenden eine der größten Hochschulen in Berlin. Die Zahlen, die die BHT dem Senat gibt, sind bis auf die zweite Nachkommastelle angegeben. Diese vermeintliche Genauigkeit mag vielen suggerieren, dass über jede Arbeitsminute genau Buch geführt und Rechenschaft abgelegt wird, uns macht es jedoch neugierig, ob die Zahlen denn tatsächlich Sinn ergeben.

Hier lest ihr nochmal alle Fragen an die BHT:

    1. In welchen Bereichen wurden in den letzten zehn Jahren wie viele Stellen geschaffen? (2018) -> Insgesamt gab es z. B. im Jahr 2016 der 2018er-Anfrage zufolge 89,8 VZÄ. (In der 2019er-Anfrage summieren sich die VZÄ auf 94,85 für 2016.)
    2. Wie viele Personen sind rechtswidrig beschäftigt? (2018) -> Insgesamt seien 246 Personen nach TVStud angestellt, davon 62 rechtswidrig.
    3. Wie viele Stellen sind seit Juni 2018 weggefallen? (2019) -> Insgesamt seien seit Juni 2018 1,58 VZÄ weggefallen (näheres dazu unten im Text).
    4. Wie viele Stellen werden perspektivisch entfallen (oder umgewandelt)? (2019) -> Weitere 15,87 VZÄ werden perspektivisch wegfallen (oder umgewandelt).
    5. Wie viele Stellen wurden bereits umgewandelt? (2019) -> Bisher seien 4,5 VZÄ in TVL umtarifiert worden.
    6. Welche Serviceeinschränkungen haben sich aufgrund von Nicht-Umwandlung, Nicht-Weiterbeschäftigung und Nicht-Ausschreibung ergeben? -> Die BHT erwartet Einschränkungen in der Bibliothek, dem Hochschulrechenzentrum und dem Akademischen Auslandsamt, kann diese aber noch nicht quantifizieren.

Zunächst möchten wir die Angaben der BHT hinsichtlich der Beschäftigungspositionen nebeneinandergestellt wiedergeben. Da in der ersten Anfrage die Kategorien vorgegeben wurden, in der zweiten Anfrage die BHT jedoch nach selbstgewählten Bereichen aufgeschlüsselt hat, ist eine direkte Gegenüberstellung ohne Interpretation und Zuordnung nicht möglich. In beiden Anfragen wurden jeweils die Daten für die Jahre 2016, 2017 und 2018 gegeben. Die folgende Tabelle beschränkt sich in der Gegenüberstellung auf das willkürlich ausgewählte Jahr 2017.

Die Exaktheit der BHT wurde also erst innerhalb der letzten Monate eingeführt, in der 2018er war eine Stelle nach dem Komma durchaus noch opportun. Welche der zugrunde gelegten Berechnungen die Hochschule nun ausgewählt hat, um ihren erhöhten Bedarf für die kommenden Jahre durch die Umtarifierung in TVL zu belegen, bleibt offen. Wahrscheinlich können wir auf die kommenden Anfragen gespannt sein und rätseln, wie der Senat mit diesen undurchsichtigen und zum Teil  willkürlich wirkenden Angaben umgeht.

So viel Exaktheit muss sich doch auszahlen?

Besonders stutzig macht uns die Antwort auf die 3. Frage, also wie viele Stellen bisher entfallen sind. Der Anfrage zu Folge sind seit 2018 im Copy-Center 0,63 VZÄ entfallen, umgerechnet sind das 50,4 h/Monat. In der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sind 40 h/Monat weggefallen. Im Referat Personal sind 0,26 VZÄ weggefallen. Das entspricht 20,8 h/Monat. Und im Präsidium wurden 0,19 VZÄ, also 15,2 h/Monat gestrichen.

Die erste Frage, die sich aufdrängt, ist natürlich: gab es tatsächlich Studis, die einen Vertrag über 15,2 h/Monat hatten. Das wären nach der TVStud-Tariferhöhung zum 01.01.2018 ganze 186,96€/Monat gewesen, davor 166,90€ (aufgerundet!). Wir wissen ja nicht, wie viel ihr für z. B. Miete im Monat ausgebt, aber bei uns gibt es Personen, deren Kaffeebudget in etwa so hoch ist! ¯\_(ツ)_/¯

Die zweite Frage, die sich stellt: Handelt es sich dabei um einen bewussten Stellenabbau oder sind diese Nachkommabeträge nicht doch eher normale Schwankungen? Drei der aufgeführten Bereiche tauchen auch im Anhang der Anfrage auf, das Copy-Center jedoch nicht als einzelner Bereich. Diese kleine Ungenauigkeit können wir der BHT bei der sonstigen Detailverliebtheit sicher nachsehen, oder?

Die Angaben, die leider nur für die Jahre 2016 bis 2018 vorliegen, lassen eher die Vermutung zu, dass der Wegfall eine normale Schwankung ist. Die Anfrage aus dem Jahr 2018 ergibt leider auch keine ergänzenden Angaben, da die BHT auch dort nur Zahlen ab 2016 geliefert hat.

Insbesondere die Entwicklung in der Personalabteilung verwundert uns. Die etwas mehr als 20 SHK-Stunden im Monat liefen nur für einen sehr kurzen Zeitraum: Möglicherweise vom 01.01. bis 31.12.? Oder der Vertrag war nur auf ein halbes Jahr mit 41h/Monat befristet. Diese kurzen Befristungszeiträume widersprechen dem BerlHG §121, der betont, dass die Verträge in der Regel über vier (nicht ein) Semester abgeschlossen werden sollen. Das heißt, die BHT hat nicht nur den falschen Tarif angewendet, sondern zusätzlich wird auch diese gesetzliche Norm verletzt.

Aber jetzt wird ja alles besser! Wird es doch, oder?

Laut der Anfrage wurden bereits 4,5 VZÄ in den TVL an der BHT umtarifiert. Im günstigen Fall sollen weitere 15,87 VZÄ folgen. Und es werden ja auch eine Menge ehemaliger TVStud-Stellen an der Beuth ausgeschrieben! Oder etwa nicht?

Anfang Oktober waren immer noch fünf Stellen für Studentische Hilfskräfte an der BHT ausgeschrieben (siehe Screenshot unten). Zwei davon (Erstellung von webbasierter Lerneinheiten und IT-Support) sind mit 12,50€/h dotiert. Zwei weitere (Text-, Layout- und Grafikarbeiten, Interessante Tätigkeiten) mit 12,30€/h. Die letzte Stelle (Multimediaproduktion) hat keine Angaben zum Verdienst. Die ausgeschriebenen Stellen nehmen weder explizit Bezug auf den TVStud oder auf den TVL. Es scheint so, als würde die BHT die Tarifbindung der Hochschulen komplett umgehen.

Alles in allem bietet die Beuth ein erschreckendes Bild an Widersprüchen und Missachtung der Tarifverträge. Es wäre wünschenswert, wenn in Zukunft sehr viel genauer kontrolliert wird, wohin die öffentlichen Gelder fließen.